Pater Cornel Dober
Am 16. Januar 2024 sind es genau 55 Jahre her, seit Pater Cornel Dober, ein Mitglied der Missionsgesellschaft Bethlehem Immensee zu Grabe getragen wurde. Ein junges hoffnungsvolles Leben von 42 Jahren wurde so jäh aus dieser Welt abberufen.
Am Abend des 14. Januars 1969 erhielt der Generalobere der Missionsgesellschaft Bethlehem Immensee, Josef Amstutz, aus Gwelo folgendes Telegramm: «Cornel Dober gestorben Motorrad-Unfall Nachmittag – Details folgen». Bald folgte ein zweites Telegramm aus Gwelo, wo mitgeteilt wurde, dass Pater Cornel Dober ermordet wurde. Was war geschehen?
Das Attentat
Pater Cornel Dober wurde am 14. Januar 1969 um ca. 16 Uhr von einem jungen Afrikaner aufgesucht, der ihn bat, einem Kranken die Sterbesakramente zu spenden. Cornel Dober holte das Allerheiligste und alles Notwendige für den Versehgang, setzte sich auf das Motorrad und fuhr mit dem Afrikaner auf dem Sozius zu dem Sterbenden. Ungefähr 5 Kilometer von der Missionsstation entfernt, erstach ihn der Afrikaner mit einem Messer, raubte ihm die Uhr, das Portemonnaie und den Tresorschlüssel und machte sich aus dem Staub.
Cornel Dober versuchte auf die Station zurückzufahren, verlor aber bald die Kraft infolge des grossen Blutverlustes aus der durchschnittenen Schlagader am Halse. Nach wenigen hundert Metern bockte er das Motorrad auf, legte sich auf den Boden und verblutete, das Allerheiligste immer noch auf sich tragend. Er wurde später von einem Afrikaner tot aufgefunden.
Um 16:50 Uhr traf dann die Nachricht von seinem Tod auf der Missionsstation ein. Man vermutete zuerst einen Unfall, entdeckte aber im Spital deutliche Schnittwunden, die auf einen Mord hinwiesen.
Wer war Cornel Dober?
Cornel Dober entstammte einer Familie, die mit dem Missionshaus Bethlehem seit seinen Anfängen verbunden war, stehen doch die Häuser der Missionsgesellschaft auf dem Boden, der ehemals Grundbesitz der Familie Dober war und den sie an den Gründer des Missionsgesellschaft, Piere Marie Barral, verkauften.
Cornel wurde als drittes von 5 Kindern der Eltern Anna und Josef Dober-Eggenschwiler am 30. Januar 1927 in Küssnacht geboren. Nach der Volksschule und einem Jahr Sekundarschule in Küssnacht begann er 1941 im Bethlehem sein Gymnasialstudium, das er mit der Maturitätsprüfung erfolgreich abschloss. Am 23. September 1948 trat er ins Noviziat der Missionsgesellschaft auf Schöneck ein und machte dort seine philosophischen und theologischen Studien. Am 11. April 1954 wurde er in Stans zum Priester geweiht und am Osterfest, 18. April 1954, feierte er in Küssnacht seine Primiz.
Einzug in die Pfarrkirche Küssnacht anlässlich der Primiz 1954. Flankiert vom ehemaligen Pfarrer Josef Betschart und Pfarrer Josef Kessler.
Am 24. Oktober 1954 erhielt er in der Kapelle des Missionshauses Bethlehem seine Aussendung als Missionar nach Rhodesien, dem heutigem Zimbabwe. Am 2. Dezember 1954 reiste er nach Afrika. Zu Beginn des Jahres 1955 erlernte er in Driefontein die Shona-Sprache und in Kapstadt machte er ein Englisch-Studium. Bei seiner Ankunft arbeiteten schon 50 Immenseer Missionare in der Diözese Gweru, unter Bischof Alois Häne, ebenfalls ein Mitglied der Missionsgesellschaft Bethlehem.
Sein erster Posten war die Stadt Gweru. Neben der Stadtseelsorge widmete er sich besonders in den Aussenquartieren und den Aussenschulen den Afrikanern. Er zeigte solchen Eifer und solche Fähigkeiten, dass ihm der Bischof nach 4 Jahren die Station Driefontein anvertraute.
Driefontein mit grossem Spital und einem Lungensanatorium, dem Mutterhaus und Noviziat der afrikanischen Schwestern, wichtige Werkstätten und grosser Farm, Schulen und Aussenposten mit den verschiedensten Gruppen an Missionspersonal, war wohl die schwierigste Station in der Gweru-Mission. Mit feinem Takt und Humor und einer ganz besonderen Begabung zur Vermittlung war er der gemachte Mann auf diesem schweren Obern-Posten.
Dank seiner musikalischen Begabung war er einer der wenigen Missionare, die die einheimische Sprache im richtigen musikalischen Ton erlernten. Das bestätigt auch Bruder Ludwig Hochreutener:
«Ich hatte wenig Kontakt mit Cornel Dober, war aber beeindruckt von seiner Sprachkenntnis. Er sprach das einheimische Shona so schön und fliessend wie seinen Küssnachter-Dialekt».
Ein weiteres Zeugnis von seinem Sprachtalent erwähnte Pater Josef Christen anlässlich des Gedächtnisgottesdienstes am Sonntag, 7. Januar 2024, in der Pfarrkirche in Küssnacht.
«Cornel Dober ging einmal mit einem Afrikaner zu einem Blinden. Sie unterhielten sich in der einheimischen Sprache. Nach einer Weile fragte der Begleiter von Cornel Dober den Blinden: «Ist mein Begleiter ein Afrikaner oder ist es ein Fremder»? Der Blinde antwortete: «Es ist ein Afrikaner».
Ein weiteres Zeichen, wie gut Cornel Dober die einheimische Sprache beherrschte. Über diese Sprache kam er mehr und mehr in die afrikanische Volksseele hinein.
Zu diesem Bild schrieb Pater Cornel Dober: «Ein Nachtquartier etwa 600 km von der Station weg. Hier haben wir zuerst zu zweit Sonntagsmesse gehalten für etwa 800 Afrikaner, die an einem Damm arbeiten. Jetzt wird das z’Nacht probiert. In der Pfanne schmort ein Huhn. Dann ein wunderbarer Schlaf unter den Sternen! Es war schön!»
Seine gründlichen Kenntnisse der Sprache und der Sitten, verbunden mit seiner seelsorglichen Liebe zu den Afrikanern, ermöglichte es ihm, die Leute zu packen. Seine Predigten und Katechesen waren den Afrikanern ein Genuss, und sie liebten ihn.
Er bekleidete auch verschiedene Ämter in der Diözese Gweru. Cornel Dober war mehrere Jahre im Bischofsrat, war Mitglied in der diözesanen Liturgiekommission, in der er dank seiner Kenntnisse der einheimischen Gebräuche für die liturgische Anpassung und Erneuerung mitarbeitete. Der Regionalobere berief ihn in den Regionalrat. Seit 1966 war er zudem Dekan des Dekanats Chilimanzi. 1967 war er Delegierter am Generalkapitel in Immensee.
Beerdigung von Pater Cornel Dober. Bischof Lamont von Umtali nahm an der Beerdigung teil.
Reaktion der afrikanischen Bevölkerung
Der Mordfall löste grosse Bestürzung und Trauer aus. Unter seinen Mitbrüdern, den Bethlehem-Missionaren, vor allem auch unter den einheimischen Schwestern der Diözese Gwelo, denen Pater Cornel Dober sehr viel bedeutet hatte und nicht zuletzt auch unter der afrikanischen Bevölkerung. Denn Cornel Dober war zur damaligen Zeit einer der beliebtesten Missionare.
An der Beerdigung am 16. Januar 1969 nahmen mehr als 1000 Personen teil. Die Begräbnisliturgie, die an seinem Grab vollzogen wurde, hatte er selbst wesentlich mitgestaltet. Dieser Tod hat auch Fragen ausgelöst. Man fragte sich, warum so etwas geschehen musste. Die Afrikaner konnten es nicht verstehen, wie einer der ihrigen einen Priester töten konnte, der wie kaum ein anderer zu einem der ihrigen geworden war.
Von weit her kamen sie, um sich von Pater Cornel zu verabschieden und ihm das letzte Geleit zu geben.
Josef Stocker, ein SMB-Mitglied, hielt fest, dass
«Cornel Dober unberechnend half. Als Missionar wird man stündlich um Hilfe angesprochen. Manch einer ermüdete und legte einen Panzer um sein Herz. Nicht so Cornel Dober. Das Einzige, was man an ihm hätte aussetzen können, war, dass er zu gut war! In dieser seiner Torheit gab er alles, nun auch noch sein junges Blut in die unersättlich trinkende sandige Erde dieses Landes. Und in dieser Torheit war Christus mit ihm buchstäblich ruhend auf seiner Brust, als er sterbend im Busch lag, wie unzertrennliche Freunde».
Pater Karl Fässler von Haltikon war mit Cornel Dober auch Missionar in Zimbabwe und er schilderte in einem persönlichen Brief an die Eltern von Cornel Dober, wie sehr betroffen alle Missionare über den so plötzlichen Tod waren:
«Ihr könnt euch vorstellen, welch ein Verlust sein Heimgang für uns alle hier bedeutet, und unser Schmerz ist der gleiche wie der eure. Er war uns allen ein persönlicher Freund und ein priesterliches Beispiel. Und dass er mir selber als Mit-Küssnachter ganz besonders ein enger und lieber Freund war, ist mir gleichzeitig ein Grund umso tieferen Schmerzes, als auch ein Grund, umso tieferen Dankes an Gott! Schmerz über seinen Verlust, Dank, dass ich ihn als Freund haben durfte».