Die «gute alte Zeit» hatte auch ihre Probleme: 1924 berichtete der «Freier Schweizer» rund zehn Mal von Übeltätern, welche die Bevölkerung verunsicherten.
Das Unterdorf sah damals ohne Autos recht beschaulich aus.
Schon anfangs Januar überfiel «lichtscheues Gesindel» einen Burschen, der Brot zu den Kunden bringen wollte. Ein Dieb bedrohte ihn mit einem Messer, zerschnitt ihm die Kleider und stahl ihm ein Brot. Die Nachforschungen nach dem Täter blieben erfolglos.
Im März musste man warnen vor Reisenden, welche Familien besuchten und ihnen ein Medizinbuch andrehen wollten, mit der Angabe, sie seien vom Eidgenössischen Gesundheitsamt empfohlen. Das stimmte natürlich nicht.
Betrugsversuche aus der Ferne
Ähnlich den heutigen Telefonbetrügern gab es vor hundert Jahren die Masche, «Schwindelbriefe» zu verschicken: Ein Spanier soll Küssnachtern geschrieben haben, er sitze wegen Bankrott im Gefängnis, er habe aber in der Schweiz 24'000 englische Pfund Sterling hinterlegt. Von diesem Geld zahle er dem Empfänger des Briefes 8'000 Pfund, damals eine Riesensumme, wenn er nach Spanien komme und einen beschlagnahmten Koffer auslöse.
Nur wenig später wird von einem «Uhrenschwindel» berichtet: Einwohnern werden Ansichtssendungen mit Uhren zugeschickt, aber alles minderwertige Ware.
Reisende Betrüger
Probleme gab es auch mit Händlern, die angeblich aus Polen kamen und an der Haustüre Bestellungen für 5 Kilo Kaffee oder Kakao entgegennahmen. Sie sandten dann aber 15 oder 25 Kilo, mit der entsprechend hohen Rechnung. Ein Herr Friedli, der sich als Wirt zum Gasthaus «Traube» in Rapperswil ausgab, bezog von mehreren Bauern auf Rechnung selbstgebrannten Kirsch. Das Geld traf aber nicht ein, und auf Nachfrage in Rapperswil hiess es kurz und bündig: «Abgereist».
Einen Stier gestohlen
Ein dreister Fall ereignete sich Ende Oktober bei Bauern im Rischberg: Um halb vier Uhr nachts erwachte der Taglöhner Fridolin Hofmann, weil er bei der Mosterei verdächtige Geräusche hörte. Er weckte seine Meister, die Herren Schuler und Bissig, und Schuler gab nach einer Warnung gleich zwei Schüsse in die Dunkelheit ab.
Die Nachforschung ergab kein Problem bei der Mosterei, aber im Stall fehlte ein Stier, er war sauber losgebunden worden. Am Rigiweg konnte der Stier wieder eingefangen werden, der Dieb aber blieb verschwunden. Die Herren Schuler und Bissig schrieben dann in die Zeitung:
«Warnung für jeden Dieb! Die unerschrockenen Rischberger werden schiessen in solchen Fällen, das nächste Mal ohne warnen!»
Der Bezirksrat ist gefordert
Im Sommer musste der Bezirksrat einschreiten, weil verschiedene Leute Schutt direkt am Leist, an der Anlegestelle für kleinere Schiffe am Seeplatz, ablagerten statt weiter hinten Richtung Seematt, wo der Schiessstand gestanden hatte. Der Rat beauftragte dann die Baukommission, zu überlegen, ob ein anderer Platz für Kehricht gefunden werden könnte oder ob man künftig mit einem Kehrichtwagen den Güsel einsammeln solle.
Vom Schiessstand wurde Richtung Seemattzopf geschossen.
An mehreren Sitzungen musste sich der Bezirksrat auch mit Widerhandlungen gegen das Wirtepatent für das Restaurant «Posthorn» im Oberdorf 6 beschäftigen. Die Wirtin, Frau Sidler-Wolfisberg, war vor 1924 schon fünfmal gebüsst worden, weil sie teils bis morgens früh im oberen Stock des Hauses Alkohol ausschenkte. Nun wurde ihr das Patent wegen eines neuen Verstosses entzogen, ihre Beschwerde wurde nicht gutgeheissen.
Auch der Antrag von Bäcker Josef Aufdermaur, gleich für sich das Patent für das «Posthorn» zu bekommen, wurde abgelehnt. Frau Sidler wurde mitgeteilt, sie sei für ihren Lebensunterhalt auch ohne Wirtetätigkeit genügend versehen, da ihr Mann in der Glashütte ja seinen Lohn erhalte.
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